pfügerin – Pappmaché – Plastik – Oderbruch
- Von Peter Oelker hochgeladen im Album Papp- oder Holzmasches am 12.04.2015
Das ist das Modell für eine Großfigur aus Pappelholz aus dem Oderbruch.
Auf Tonträgern gespeichterte Geschichten aus der Nachkriegszeit und der DDR sollten es werden, dargestellt als eine zehnköpfige Skulpturengruppe, die auf der Lehmkute in Reichenow unter der Projektbezeichnung "Wir waren zehn Mann, alles Frauen" ihren Platz finden sollte.
In der Nachkriegszeit, im Oderbruch, nach der Schlacht um die Seelower Höhen vom 16. bis 19. April 1945 gab es kaum noch Männer, die die notwendigen Arbeiten fürs Überleben leisten konnten. Frauen mussten in der Landwirtschaft und anders wo das Gleiche wie die im Kriege gebliebenen Männer verrichten und zusätzlich auch das, was Frauen von jeher schon immer tun mußten: Kinder kriegen und aufziehen, für das tägliche Brot sorgen, die Wirtschaft führen, sich um die Alten und Kranken kümmern. Dazu mußten sie nun noch um ihre gefallenen Männer trauern, sich gegenüber den Besatzern behaupten und die aus der blutdurchtränkten Erde heraustretenden sterblichen Überreste von umgekommenen Menschen den Suchdiensten melden, alle Verantwortung tragen, kurzum, das (Über-) Leben in allen Facetten meistern. Das wurde auch in der nachfolgenden DDR-Zeit als selbstverständlich genommen. Kinderkrippen und -horte machten es möglich, sich den vollen beruflichen Anforderungen zu stellen. "Nahezu alle Bewohner Reichenows, Männer wie Frauen, waren von Anbeginn in der LPG Morgenrot oder deren Versorgungseinrichtungen tätig", hieß es in dem Flyer zu diesem Projekt. Die Frauen hätten ihren Mann gestanden. Als Ehefrau für den Mann und Mutter für die Kinder da zu sein, im Krankheits- und Krisenfall die Verantwortung zu übernehmen und die damit verbundenen Sorgen und Mehrarbeiten wie selbstverständlich auf sich zu nehmen, war etwas, worauf sie in der DDR stolz gewesen seien.
Aus dem Projekt wurde aber nichts, weil die inzwischen über Achtzigjährigen nicht mehr vor dem Mikrofon über ihre vergangenen Zeiten sprechen mochten. Mein Projektanteil "Die Pflügerin" möchte ich aber nicht aufgeben. Die Maquette wurde zuerst aus engem Maschendraht als Ober- und Unterfigur vorgeformt und gelötet, dann die Teile jeweils von innen und außen mit Zeitungspapier beklebt und schließlich mit Pappmaché sowie Montageschaum ausmodelliert und zum Schluß zu einer Figur zusammengefügt.
Der Pflug ist auf das technische Minimum reduziert, das Zugtier, wie es vielleicht Bugatti geformt hätte, ist imaginär aber die damals junge Frau pflügt mit ihren großen Händen auf großen Füßen mit hoher Kraftanstrengung ihr Neuland und hat gleichzeitig ihr Kleinkind im Blick. Wie ein Mann, oder...?
Titel | Maquette zur "Die Pflügerin mit Kind" |
Material, Technik | Maquette aus Pappmaché und Montageschaum auf Maschendrahtgestell |
Format | H 115 cm |
Jahr, Ort | Hoppegarten 2015 |
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