Prenzl'Maler | Drei Karies-Zähne von Paul Gauguin gefunden | Glosse
Gast , 1 Prenzl'Maler | Drei Karies-Zähne von Paul Gauguin gefunden | GlossePrenzlmaler | Drei Karies-Zähne gefunden | Paul Gauguins Beißerchen
Die Südsee-Insel Hiva Oa ist für Caroline B.-T.eine Schatztruhe, besser gesagt das Terrain "Maison de Jouir", wo einst der berühmte Paul Gauguin in seiner Maori-Hütte residierte, die er mit seinen eigenen Händen erbaute und wo es jeden Tag ein Richtfest gab. Jede Tages-Bauetappe wurde reichlich mit Absinth begossen und nach jedem Ausnüchtern ging's weiter. Zwar war es morgens gar nicht so einfach, die Baustelle wiederzufinden, da der Meister an Erholungsspaziergängen litt, die manchmal in unbekannten Gestaden endeten, wo sich junge Mädchen aufhielten. Diese verteufelten Angewohnheiten hatte er schon in Frankreich trainiert, um sie in Hiva Oa auch perfekt ins Tagesgeschäft eingliedern zu können. Einer seiner Trainer hieß Vincent van Gogh, der damals gern seine Kenntnisse im Gelben Haus seinem großen Dichter-Freund weitergab, bevor er sich zu sezieren begann.
In Deutschland hat man ähnliche Traditionen: Ein Stein – ein Bier. So kommt man auch vorwärts.
Nun musste Caroline keinesfalls den Tiefspaten ansetzen, um Requisiten Gauguins rauszubuddeln, sie brauchte sich nur zu bücken und mal kurz unters Sofa zu schaun. Und siehe, da lagen in Zeitungen eingewickelt die letzten sterblichen Überreste eines Genies: Drei vom Zuckergenuss zerfressene Zähne des Meisters Gauguin. Und es sind die Beißerchen des bekannten Franzosen, denn die Einheimischen litten keinesfalls an Karies. Ihre Zähnchen waren zwar abgenutzt, jedoch nicht von französischen Süßigkeiten zerfressen. Eigentlich keine gute Werbung für die Schokoladen-Nation.
Aber wie kamen die Hauer unter ein Kanapee ? Ganz einfach: Der Bürgermeister des Dorfes hatte sie wohlsortiert unter sein Amtsmöbel geschoben, in der Hoffnung, dass sich jemand dafür interessiert. Natürlich nicht jeden Restzahn einzeln, nein, nein, da gab es noch andere Dinge, die später zur Sprache kommen. Wenn man so verrückt nach Geschichten Gauguins ist, wie das bei Caroline der Fall ist, da sie ja bekanntlich eine ausgemachte Gauguin-Spezialistin ist, kann man alles gebrauchen, was an den großen Maler erinnert. Ich gehe jedoch davon aus, dass das Stückchen französische Erde noch nicht durch eine Gedenktafel verunziert wurde, da Staatspräsident Nicolas Sarkozy wahrlich andere Aufgaben zu erledigen hat, wie beispielsweise Gaddafi im Élyséepalast zu umarmen oder dem Freund Gaddafi im Garten der Gästeresidenz ein Beduinenzelt zu bauen.
Wie war das eigentlich damals mit Paul Gauguin ?
Da Paul rausgekriegt hatte, wie man zu Lebzeiten trotz Bildermalerei und Schriftstellerei erfolglos bleiben kann, versteigerte er seine Bilder als Schnäppchen, in dem Bewusstsein, in Ozeanien seine Erkenntnisse erneut unter Beweis zu stellen. 1891 schiffte er sich nach Noa Noa ein und war erstaunt, dass es ihm während der 63 Tage dauernden Fahrt tatsächlich gelungen war, die Fahrt ohne Arbeit überstanden zu haben. Kaum war er in Mateiea ansässig, erholte er sich zunächst von den unheimlichen Strapazen der Reise. Nun spürte er neue Energien für seinen „Großen Kampf“.
Besonders war er von der Tatsache fasziniert, dass die Polynesier stundenlang bewegungslos auf einer Stelle stehen konnten. Viele Jahre später diente diese lobpreisende Tatsache deutschen Bauarbeitern als Vorbild, ohne Beachtung des Copyrights.
Da seine Taschen löchrig waren und Geld darin keinen Halt fand, schnappte er seine dekorativ-flächigen Paradiesbilder und gondelte erneut nach Frankreich, um Kapital für Tahiti zu ernten. Als er das hatte, ging's im Herbst 1895 erneut nach Ozeanien. Sogleich baute er sich aus Bambus ein Einfamilienhaus an der Westküste auf dem Boden des Dorfes Punaauia, unweit von Papeete, wo er sich mit der ihm anhaftenden Liebeskrankheit den Ärzten vorstellte. Seine neue Vahine bekam sogleich als Einstand seine Krankheit ab und es gelang ihm erstaunlicherweise erneut, nach kurzer Zeit pleite zu sein. Einmal gelernt, immer dabei. Vor dem Einschlafen hörte er von nun an die Totenglocken läuten.
Um diesem Lärm zu entweichen, unternimmt der reisefreudige Künstler seinen letzten Wohnungswechsel noch tiefer nach Ozeanien hinein und landet in Auf-und Abbruchstimmung auf einem zu den Marquesas-Inseln gehörenden Eiland, wo es auch einen tiefen Brunnen gab.
Was war damals nach dem Ableben Gauguins passiert ?
Seine Bilder wurden exportiert und die windschiefe Hütte samt Hausrat in den Brunnen gefegt, damit die Gegend sich von dem Maler erholen konnte. So unkompliziert ging das.
Nach längeren Ermittlungen hatte nun der Oberbürgermeister des Dorfes erfahren, dass dieser Gauguin einen gewissen Bekanntheitsgrad in Frankreich besitzt und es ratsam sei, das „Maison de Jouir“ nachzubauen und es als Kulturzentrum für Kultpilger zu errichten. Auch ging er den Erzählungen der Einheimischen nach, dass es bei Gauguin einen Brunnen gegeben habe. Die Sucherei war von Erfolg gekrönt und man hievte jedes Krümelchen unter großem Aufwand ans südseeische Tageslicht. Als man alles peinlichst genau sortiert hatte, informierte man die französischen Kulturapparate und Frau Professor Caroline nahm Witterung für einen möglichen Popularitätsschub auf.
Was bekam denn das Kunstfrauchen außer den drei Zahnwurzelresten noch von Gauguin zu sehn ?
Eine ganze Menge !!! Vor ihr hatten Archäologen gemeinsam mit den Einwohnern das Kommen der Kunstexpertin in Atuona präzise vorbereitet, um die Überreste des „Hauses der Wonnen“ ihr zur Begutachtung vorzulegen. Als weitere Kulturgüter gab es einen alten Kamm und eine selbstgebastelte Zahnbürste. Frau Professor gelangte daraufhin zu der Erkenntnis, Gauguin habe sich zeitweise mit hygienischen Dingen befasst und sich vielleicht sogar die Haare gekämmt. Des Weiteren entdeckte man drei leere Weinkrüge mit einem Fassungsvermögen von 35 Litern, ne leere Bierflasche aus Neuseeland und diverse Fläschchen, die einstmals giftgrünen Absinth, passend zur Natur, beinhalteten. Daraus schloss die Kunsthistorikerin, dass Gauguin oft mächtigen Durst gehabt haben muss, wobei sie mit ihrer wissenschaftlichen Annahme Chancen besitzt, das von anderen Kollegen bestätigt zu bekommen. In der Liste der Gauguin'schen Gegenstände tauchen noch Parfümfläschchen als Gunstmacher für Frauen, eine Dose „Tigerbalsam“ zum Einreiben seines Körpers, Geschirr aus Frankreich usw.usf.etc.pp. auf.
Doch plötzlich veränderte sich der Stoffwechsel der Wissenschaftlerin und Tränen der Freude rannen hinab zum Meer. Ein liebreizendes Keramikdöschen aus der Bretagne, das der berühmte Maler stets bei sich geführt haben muss, noch dazu aus dem Dorfe Pont-Aven, wo Gauguin drei Monate arbeitete. Unfassbar !!! Den zusätzlich gefundenen Medizinschrank mit Schmerzkillern gegen seine Krankheit nahm man gelassen hin. Anders erging es den im Brunnen gefundenen Farbresten. Mineralien, die orange und ocker aussehn und noch , man sollte fast der eigenen Nase nicht trauen, nach Leinöl riechen. Das ist der wissenschaftliche Beweis, dass Paul Gauguin seine benötigten Farben selbst herstellte ! Peng, nun weiß' man's ! Und seine Palette war eine Kokusnuss – Schale. Die Wissenschaftlerin will nun herausfinden, welche Spätwerke Gauguins der Kokusnuss-Schale zugerechnet werden können. Voila !
Eine Glosse von Prenzlmaler.
P.S.:
Die Suppe wurde aus aktuellen Nachrichten, spiegel-tv, eigener Kunstliteratur und meiner Fantasie gebraut;Ute Speiser Bin erstaunt über die Ironie und Poesie in diesem Beitrag. Trotz anfänglicher Unsicherheit dehnten sich meine Mundwinkel gefährlich nach oben. Ob ich mir nun doch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen die Lachkrankheit eingefangen habe? Die Zeit wird es zeigen. Ich warne jedoch alle Leser vor der akuten Ansteckungsgefahr !!!
lg, Stradi
Ute Speiser Keine Sorge - die Gesichtsentgleisung ist von gesunde Natur. Nur weiter so ...
glg, StradiSeite 1 von 1 [ 4 Beiträge ]
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