• Die zwei Seiten der Kunst

  • , 1 Die zwei Seiten der Kunst
    Wozu dient Kunst? Hat Kunst einen praktischen wert?
    Wenn denn Bereicherung der Seele, Inspiration, Freude einen Wert haben, dann wohl schon.
    Vom rein praktischen Gesichtspunkt, kann auf Kunst wohl verzichtet werden.
    Moderne Städte zeigen sehr gut, dass Kreativität und Farbe überflüssig sind. Es lebt sich auch in grauen Betonkasernen. Natürlich können es irgendwelche dekadenten Asozialen nicht lassen dieses Grauen mit bunten Graffitis zu verunstalten, aber naja, jede gute Gesellschaft hat wohl ihre Geschwüre. Die Security-Armeen und Überwachungskameras werden sicher helfen diese Krankheit auszulöschen. Denn wozu braucht es Kreativität und Rebellion, wenn es Konsum gibt?

    Kunst ist unnötig. Warum also gibt es überhaupt etwas Überflüssiges wie Kunst?

    Zum Einen, weil es einfach nicht aus der Welt zu schaffen ist, dass seltsame Menschen ihren Lebenssinn in etwas Anderem suchen, als in Konsum oder geregelter Arbeit.
    Zum Anderen sind da Wesen, die soweit mit ihren Materiellen Aufgaben klar gekommen sind, dass sie Zeit und Lust auf etwas Anderes als Konsum und Arbeit haben.
    Das ist die wenig magische Verbindung, wo sich Künstler und Kunstbetrachter treffen.

    Selbstverständlich ist das ein untragbarer Zustand. Da könnte ja beinahe so etwas wie ein freundschaftliches Verhältnis entstehen. Aus diesem Grund wurden Gräben zwischen Künstlern und Kunstbetrachtern gezogen. Diese Gräben existieren heute in vielfacher Form:
    Da sind Galerien, Museen, Kunstexperten, Kunstkritiker, Medien, Clubs voll cleverer und manchmal auch gebildeter Bürokraten, die sich damit beschäftigen, dass ein Kunstbetrachter nicht etwa selbst auf die Idee kommt „Geschmack“ zu entwickeln. Geschmack ist eine üble Sache. Geschmack ist so wahnsinnig individuell. Von Seiten der Kunstbürokraten wird peinlichst darauf geachtet, dass kein Kunstbetrachter auf die Idee kommt seiner Intuition oder einem Rest eigenen Geschmacks zu folgen. Um sicher zu gehen, dass keine Missverständnisse aufkommen, wurde auch im Bereich der Kunst die „finanzielle Hürde“ eingeführt. Gute Kunst ist die, die viel, viel Geld kostet. Je absurder der Preis, desto bedeutsamer der Künstler. So wird zumindest heute gepokert. Natürlich ist kaum ein Gemälde der Erde eine Millionen Euro wert. Weder van Gogh noch die Mona Lisa wurden mit Gold oder Diamantenstaub gemalt. Und auch nicht mit süßen Früchten, die wenigstens für einen verhungernden von Wert wären. Es sind Farben auf Leinwand, mit etwas Firnis haltbarer gemacht, und einem fetten Rahmen drum herum, damit das Bild nach mehr aussieht.

    Der eigentliche Wert eines Kunstwerkes, - und es spielt keine Rolle ob es aus dem Bereich der Musik, der Malerei, der Bildhauerei, oder des Schauspiels stammt – ist einzig in dem Feuer zu finden, den Künstler hinein geben.
    Für Künstler gibt es kaum etwas Mysteriöseres, als das Ding mit dem Feuer. Was bewegt Künstler Entbehrungen und Schmerzen auf sich zu nehmen, nur um „sich auszudrücken“? Zumal sie selbst am wenigsten sicher sind, wer da durch sie ausdrückt. Wirklich, es gibt viele Jobs auf Erden, und von allen ist Künstler die so ziemlich absurdeste Wahl. Viele Künstler behaupten von sich, sie „könnten nicht anders“. Tja. Zwang also… Künstler sind nicht frei, wie es scheint. Arme Säue. Sie sind gezwungen in sich zu lauschen, ununterbrochen, ständig und immerzu, und bevor sie an dem, was sie entdecken platzen, malen sie Bilder oder tanzen.
    Je tiefer die In-Sicht, desto intensiver die Kunst.

    Wenige Menschen auf Erden sind in der Lage das Feuer in der Kunst zu entdecken. Meist sind es selbst Künstler. Oder es sind Menschen, die erkannt haben, dass jenseits der greifbaren Welt viele Welten warten. Das wir davon umgeben sind. Das sind erschreckend Wenige. Die Mehrzahl aller Kunstbetrachter – vor allem, die das Geld dafür haben – leben mit einem beißenden Zweifel. Können sie sich auf ihren eigenen Geschmack verlassen? Sollen sie ihr Geld in etwas investieren, was nicht vorher von einem „Experten“ abgesegnet wurde? Natürlich wäre das Närrisch. Hier gibt es die Experten. Sie helfen, indem sie schriftlich beglaubigen, dass ein potentielles Kaufobjekt des Kaufens wert ist. Ei, wie praktisch. Sie stellen so genannte Expertisen aus, packen ein paar Stempel mit rauf, denn alles muss seine Ordnung haben, und sacken einen fetten Betrag ein, der eigentlich dem Künstler zustünde, aber naja, dadurch wird das Kunstwerk teurer und damit auch wertvoller, oder?

    Inzwischen gibt es für jede Kunstsparte einen Club. In diesen Clubs ist der/die KünstlerIn die wichtigste Person. Wie die Klofrau auf einem Flughafen. Unerlässlich. Das wissen die Experten und Käufer zwar nicht, und fragen sich ob es ohne Künstler nicht alles viel einfacher wäre, aber in jedem Spiel gibt es die eine oder andere Überraschung mit der es gilt fertig zu werden.
    Die Experten und Käufer treffen sich regelmäßig um sich gegenseitig ihre Wichtigkeit zu bestätigen. Denn außerhalb dieser Clubs kümmert sich die Welt vor allem um das Leben.

    Profane Dinge wie das Leben haben in diesen Clubs selten Zutritt. Künstler wissen das, und es ist weniger das Geld, das sie lockt. Künstler haben große Egos. Und diese Egos brauchen Streicheleinheiten. Sie können sich für Augenblicke in Wichtigkeit, Bedeutsamkeit und Eitelkeit baden.

    Naivere Wesen glauben, dass ihr Tun durch die Streicheleinheiten in Clubs letztlich doch Sinn macht. Die Kunstexperten wissen das, und verstehen es geschickt die Künstler zu umgarnen und zu verwirren – und gehörig auszunehmen. Die Kunstbetrachter sind meist so voll der Bewunderung für die Künstler, dass sie in deren Gegenwart zu kaum einer menschlichen Regung fähig sind. Gewissermaßen sind sie sogar dankbar, dass die Experten dazwischen stehen, denn dann brauchen sie sich nicht mit der Wahrheit beschäftigen. Der Wahrheit, dass in ihnen selbst Künstler schlummern.
    Die Kunstbürokraten wiederum sind sich absolut sicher, dass ohne sie gar nichts ginge. Ohne sie würde die Kunstanarchie ausbrechen. Das ist so ziemlich der einzige Witz über den sie lachen können. Kunstanarchie. Unmöglich! Hahahahaha!

    Und so treffen sich alle in einem amüsanten, unterhaltsamen Spiel der Illusionen. Aber der größte Witz von allen bleibt:
    Dass immer wieder Wesen über diese Welt schreiten, die so voller Feuer sind, dass sie sich weiter ausdrücken und ausdrücken, bis das letzte Fünkchen Leben rausgepresst ist, um letztlich in das pure Leben zu tauchen.

    P.S.
    Und nehmen Sie diesen Text TODERNST, anderenfalls könnte vielleicht noch Spaß in die Kunst kommen. Und bitte reiben Sie sich daran, denn aus Reibung entsteht Wärme, und wenigstens in Berlin kann ein wenig mehr Wärme nicht schaden ;)
  • heinrich
    :-D Sooo einen langen Text wollte ich nicht lesen,
    aber dann, habe ich trotzdem es geschafft...
    Nicht alles ist ganz verständlich, aber...

    ...ich habe ein paar Bemerkungen dazu.

    Kunst ist für viele unnötig.
    Ohne Kunst könnte man ganz gut leben,
    es gibt aber ganz wenige Leute,
    für die Kunst (egal in welcher Form)
    eine einzige Möglichkeit ist,
    sich auzudrücken.



    Zum Einen, weil es einfach nicht aus der Welt zu schaffen ist, dass seltsame Menschen ihren Lebenssinn in etwas Anderem suchen, als in Konsum oder geregelter Arbeit.

    Weißt du was ich schlimm finde?
    Wenn einige Meschen ihren Lebesnsinn,
    dort suchen, wo ihn für sie nicht gibt,
    in der Kunst z.B.

    Besser hätten sie ihre
    überschüssige Energie,
    in irgendwas anderes investiert,
    (in die geregelte Arbeit oder Konsum).

    Damit hätten sie was Gutes für
    ihre Umwelt/Mitmenschen getan...
    Konsum ist nicht immer schlimm,
    und geregelte Arbeit ist
    auch eine schöne Sache.
    Signatur
  • Als die Kunst das schöpferische Individuum entdeckte gab sie ihm einen Namen >Künstler<. Fortan ist diese Spezies unter den Menschen bemüht ihr – der Kunst - zu dienen, losgelöst von allen materiellen Einflüssen. Nicht nach rechts und nicht nach links schauend schreitet der „Künstler“ forsch ans Werk, um die ihm von seinem Schöpfer übertragene Aufgabe „in die Weite des ungeschauten Schaubaren vorzustoßen“ zu erfüllen. Er ist sich seines Privilegs durchaus bewusst, hadert nur gelegentlich mit seinem Schicksal, wenn Kunstkritiker oder andere unfähige Betrachter es wagen, sein Werk zu rezipieren: „Was soll das?“ fragt er sich und seufzt: „wie vollkommen wäre mein Dasein, wenn es diese Kunstbanausen nicht gäbe“. Einen „guten Geschmack“ hat der Schöpfer seinem Liebling natürlich auch mitgegeben - und der liegt genau dort, wo sich des Künstlers eigene künstlerische Fähigkeit befindet, nur das hat ihm der Schöpfer verschwiegen.

    Der Künstler weiß genau, dass er gut ist – und er duldet keine Kritik. Wozu das ganze Gerede und die Schreibereien über (seine) Kunst? Unnötiger Ballast oder doch nicht? Je nach Bedarf denkt er sich – gelegentlich: „was soll’s? Vielleicht können diese I. mir doch noch irgendwie von Nutzen sein.“ - Und sie sind es! Galeristen pokern seine Preise hoch, Kunstkritiker schreiben kluge Sachen, die den Kunstliebhaber veranlassen diese Werke zu kaufen.
    „Warum nur tun sie das?“ fragt sich der Künstler weiter, um dann zu dem Schluss zu kommen, dass Kunstkritiker ihre Kompetenz beweisen, Galeristen sich bereichern und „blinde“ Käufer im Glanz seines Genius Eindruck auf ihr soziales Umfeld machen wollen.
    „Ja, so könnte es sein“, denkt der schöpferische Genius und wendet sich angewidert von der Welt des Konsums und der protzigen Rahmen ab.
    Viele Zeitgenossen haben längst entdeckt, dass das Image eines (Hunger-)Künstlers in unserer Gesellschaft allemal besser ist als die Bezeichnung Harz IV-Empfänger, folglich nennen sie sich Künstler - und da soll erst mal jemand kommen und das Gegenteil beweisen, wäre ja gelacht, wenn einem „Schöpferischen“ dann keine Ausrede einfiele.
  • , 4
    Götz Widmann Das Recht auf Arbeitslosig
  • heinrich
    Imef-da-kiss!Melde dich im Arbeitsamt ab,
    dann hast du Recht auf Arbeitlösigkeit.

    Kunst aber ist keine Arbeit,
    so lange du keinen Auftrag hast.

    Die Kunst ist freiwillig,
    das tust du dir selber an.

    Darum fragt man sich,
    bei dem " Sich Ausdrücken",

    WAS drücke ich aus,
    WIE und WARUM?
    Signatur
  • , 5
    Muß man diese Trennung machen? Leute, die sich nie mit Kunst beschäftigt haben, mögen ihre Schwierigkeiten mit moderner Kunst haben, aber es gibt andere, die sehr wohl wissen, wo sie finden können und wo sie nur verarscht werden. Das Gute wird sich immer durchsetzen, wenn auch manchmal etwas spät.
  • heinrich

    Das Gute wird sich immer durchsetzen, wenn auch manchmal etwas spät.


    Da bin ich mir nicht so sicher...nö.
    Signatur
  • , 6
    Mitglied baslerstab hat hier denke ich was treffendes:

    Kunst ist, wenn man’s nicht kann, denn wenn man’s kann, ist’s keine Kunst.
    Johann Nepomuk Nestroy, (1801 - 1862)

    Dem ist sicher nichts hinzu zu fügen.
    :-)
  • da bin ich ganz deine meinung......ciao
  • Kristina Rausch
    Kunst ist wie Fernsehen, die einen konsumieren es Tag für Tag ohne darüber nachzudenken, die anderen, die Fernsehmacher (Regigeure oder wie man das nun schreibt, egal)Drehbuchautoren, Kameraleute, Schauspieler...also die Künstler des Mediums machen sich darüber Gedanken, wie sie an den Konsumenten herantreten, was den Konsumenten (also den TV Kucker) interessiert oder wie sie ihn unterhalten können.
    Es gibt aber auch die Konsumenten die über das Gesehene nachdenken.
    Eine Kunstausstellung will auch unterhalten, oft stehen wir kritisch davor, weil wir den Sinn darin suchen, obwohl Kunst manchmal genau wie eine seichte Seifenoper die einzige Beabsichtigung der Unterhaltung will.
  • Klaus Kolbe
    Mitglied baslerstab hat hier denke ich was treffendes:

    Kunst ist, wenn man’s nicht kann, denn wenn man’s kann, ist’s keine Kunst.
    Johann Nepomuk Nestroy, (1801 - 1862)

    Dem ist sicher nichts hinzu zu fügen.
    :-)


    Doch !

    Wozu sich dann die mühe machen und um sich zu verbessern ?
    Nach diesen Worten sind doch diese Material vernichter im KN die wahren Künstler
    Signatur
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