Struktur oder Aktion?
Gast , 1 Struktur oder Aktion?Hallo an alle Kunstnetten!
Wie lange/ausgiebig strukturiert Ihr Euer Bild, beispielsweise mit Bleistift und Radiergummi? Hintergrund zuerst? Wo fangt ihr an? Wird Euer Bild meist so wie ihr es im Kopf hattet oder lasst ihr es spontan entwickeln? Das ist alles eine Frage des Beginnens: Zeichnet ihr also vor - STRUKTUR- Oder kleistert ihr so lange Schicht auf Schicht, bis es passt - AKTION ? Und nicht nur Euer Anfangen interessiert mich, sondern auch, wie lange (am Stück?) ihr malt? Findet ihr vielleicht manchmal das Ende nicht oder habt ihr schon mal bei einem Bild ärgerlicherweise darüberhinaus gemalt? Was ist so Euere Wohlfühlarbeitsweise oder auch die Wohlfühlzeit?
Ich frage aus aktuellem Anlass, weil ich an einem Bild so lange mit Acryl Schichten aufgelegt habe,,dass mir nach insgesamt ca.7 Std. Malzeit klar wurde: Entweder hätte ich vormalen sollen oder schon längst ein neues beginnen. Jetzt bleibt mir fast nur noch das Abschleifen der Acrylpopel...
Würde mich freuen, etwas Lehrreiches von Euch- gerade in Verbindung zu Euren nachschlagbaren Bildern- zu lesen!
Liebe Grüße von ARianeSusanne_Memmert Also ich male so etwa 40-50 Stunden (1 Arbeitswoche) an einem Bild, zeichne vor und arbeite meist recht genau aus. Hab es vorher schon im Kopf und meistens wird's dann auch so ähnlich. Ich habe aber gerade Lust, etwas freier und schneller zu malen. Mal sehen, wie und ob ich das hinkriege...
D-J abgesehen davon,dass ich fast nur noch digital male (und dabei kommt genauigkeit besser als action), male ich nahezu nie vor. immer arbeite ich von hinten nach vorn (den krams mit den ebenen im digitalen mag ich nicht) und lege - aber gleich mit farbe - die konturen leicht an. und dann ist (auf der leinwand) action angesagt. das geht natürlich schneller als susannes arbeiten, aber vermutlich auch öfter schief.;)Signatur
neuerdings ertappe ich mich dabei, dass ich viel lieber auf schon bemalte leinwände gehe und da munter - und sehr action - drauf los pinsel, gern auch mit dem dicken malerpinsel. sehr willkommen sind dabei reste vom letzten bild oder durchschimmernde hintergründe.
wie hier:
o.t.
ot
Es gefällt mir gut, dass hier alles so wild ist
so viel action hält natürlich niemand lange aus, so dass ich nie länger als vier stunden an der leinwand stehe. dann sollte das bild gröbstens fertig sein. für feinarbeiten spaziere ich noch gelegentlich ins atelier, fange oft inzwischen etwas anderes an, und mache hier da ein paar striche, schattierungen etc. das allerdings kann wochen dauern, in denen ich das bild evtl. auch wieder verwerfe. ;)Gast , 1 Danke für den Einblick...Habe für mich in der Zeit, seit ich Eure Arbeitsweise las, auch bemerkt: Max. 8 Stunden, sonst nimmt der Mal-Wahnsinn überhand- dann sollt ich abschließen. Und zwar an einem Tag, alles andere wird Krampf und nach zu viel Kopfarbeit zum einen unangenehm/fanatisch/unbefriedigend.. außerdem von der Wirkung her auch zu wenig locker. Das gestrige Bild war ein schnelleres - "Glücks-moment" -, bei dem ich leider übers Ziel hinaus malte...sah nach ca 15 min. sehr harmonisch aus, -kritzelte aber doch noch weiter..!
Daher stimm ich Euch beiden zu: Frei und schnell malen: Gern.
Nur: Action kann auch anstrengend werden. Also ist es wichtig, nicht nur effektiv ansprechende Kunst zu gestalten, sondern auch den Weg dahin entspannend zu gehen, also eine wohltuende Gestaltungsart zu finden.
Ich glaub, meine Wohlfühlmalerei ist die mit dem Kuli, (- wenn ich in Zukunft den Zeitpunkt zum Beenden finde!)... THX an Dich, DJ und auch Danke, Susanne, für deine Ermutigung, aber auch Respekt (!) für deine Wahnsinnsgeduld, über ne Woche hinweg dran zu bleiben..!
LG ARianeD-J vermutlich ..., nein: sicher, ist das eine typfrage. die guten planer wissen, was sie tun und können es deswegen durchziehen bis zum ende. die eher intuitiven (ich rede nicht von abstrakten) fühlen heute so und morgen eben ein bisschen anders. deswegen können letztere am nächsten tag nicht an den vortag anschließen, weil alles irgendwie anders ist. (und mein buch wird genau aus diesem grund schon seit zwei jahren nicht fertig, weil ich mich eben seither vollkommen anders befinde.;)SignaturHanne Neß TypfrageGenauso ist es, D-J, Du fühlst Dich eben zu einem anderen Zeitpunkt anders, so dass sich das Bild zwangsläufig in eine veränderte Richtung entwickelt. Das dauert und dauert und dauert eben so lange bis ein zufriedenstellendes Ergebnis dabei herauskommt. Dabei ist es je nachdem, ob es eine längere Zeit vor Deinen Augen bestehen kann, möglich, dass es noch einml verworfen bzw. überarbeitet wird. Ich fühle, dass ein Bild noch nicht fertig ist, wenn ich es z.B. nicht ausstellungswürdig empfinde und lieber zu einem anderen Bild greife. Das beweist mir immer, dass es reif für eine neue Auflage ist!!! Das bedeutet nicht, dass es immer vollkommen neu strukturiert wird sondern sein kann, dass das eine oder andere Element stehen bleibt und in einem anderen Kontext eine neue Bedeutung bekommt. Ich gehöre überhaupt nicht zu den Planern, die vorher schon wissen, was sie erarbeiten wollen. Das bedeutet aber auch jede Menge Frust bei immer auch vollkommener Leidenschaft für die Arbeit!! VGSignaturD-J ... vollkommener leidenschaft ...wie ich dich beneide! einst war es bei mir auch so und hat mich auch für ein paar jahre getragen. aber zunehmend merke ich, dass ich nurmehr am handwerk rumpusele, und - trotz mancher fortschritte - nicht mehr so ganz mit leib und seele dabei bin. zwar noch mehr bei als bei vielem anderem, aber die selbstvergessenheit ist ein stück weit abhanden gekommen.Signatur
ich sollte yoga machen oder so. :DHanne Neß Wenn Du technisch gesehen "ausbrennst" versuche Neues zu entwickeln - das hilft manchmal oder pausiere, auch das kann helfen!Signatur
Trotz aller Leidenschaft kostet Dich diese Art von Arbeit ganz viel Kraft. Ich habe sehr gut spüren können, wann es zu viel war. Leider immer erst im nachhinein! Ich gönne mir jetzt Auszeiten!!!! Ganz bewusst packe ich eine Zeit lang keinen Bildträger mehr an. So komme ich nicht in die Versuchung der Arbeit vollkommen ausgeliefert zu sein - das ist leider auch so bei mir!!!
Die Ergebnisse nachfolgender Werke danken es Dir!!! VlGGast , 1 Nach solchen Pausen..Habt ihr dann auch manchmal ein völlig anderes Gefühl zu Eurem damals geschaffenen Bildern? Jaska.. Hab ich nicht mal von Dir gelesen, dass Du sogar Altes übermalst und nur Bruchstücke durchschimmern lässt, die quasi auf das Geheimnis dahinter spekulieren lassen? "Eigtl ist es viel schöner, etwas zu zerstören, weil plötzlich entsteht etwas, was man überhaupt nicht geplant hat" ... Find ich einen sehr interessanten Ansatz, den KLAUS ERICH DIETL beschreibt - ein Künstler, auf den ich über die Flachware
[Künstlerarchiv der Kunstakademie München] kam. Er hat zu seiner künstlerischen "Reise dorthin, wo man nicht weiß, wo man landen wird" ein Video geschnitten. Guckt mal rein- auch wenn der letzte Abschnitt irgwie sehr irrwitzig wird! Das frag ich mich oft: Soll ich Altes/Überholtes/Vorstufenartiges bewahren oder mach ich was besseres draus? Gerade mit unseren digitalen Möglichkeiten könnte ja ein Abdruck oder Link des Gleichen reichen? Wie läuft´s denn bei Euch?Susanne_Memmert Also ich sehe meine älteren Sachen auch oft etwas kritischer, aber ich übermale eigentlich nix sondern fange lieber was Neues an. Das macht mehr Spaß und bringt mir auch mehr, weil man sich nicht mit Verbessern abquält sondern viel motivierter was anderes ausprobiert. Bilder anfangen macht mir eh am meisten Spaß. Am Schluss zieht es sich häufig etwas und da muss ich schon oft meinen inneren Schweinehund überwinden, damit ein Bild fertig wird. Aber ich mal ja auch nicht 40 Stunden am Stück dran, sondern immer mal wieder und an mehreren Bildern gleichzeitig. Ansonsten versuche ich nach wie vor, etwas wilder und freier zu malen, aber es ist immer noch sehr geplant. Naja, vielleicht soll das bei mir halt einfach so sein.Hanne Neß ARiJa, ARi, das ist oft so bei mir! Weg mit dem Bild, was sowieso nicht mehr ausgestellt wird und daraus möglicherweise ein sehr viel besseres Bild entstehen lassen.Signatur
Mir macht es viel Spaß aus dem, was ist, was anderes zu machen. Ja, ich beziehe tatsächlich die alten Schichten (manchmal sind es schon SCHICHTEN) mit ein, umso spannender empfinde ich die Prozesse, die sich ergeben! Ich muss dabei auch immer in einer sehr guten Verfassung sein. Nicht immer gelingt es mir und ich muss nochmal alles überholen! Oft war es aber so, dass das Bild für mich eine optimale Ausstrahlung hatte und der Betrachter offensichtlich auch dieses Bild für sich entdeckte! Ich diskutiere hier in meinem Umfeld heftig, weil wir da oft unterschiedliche Meinungen haben, was den Erhalt eines Bildes angeht! Schlussendlich setze ich mich durch! Ich bin immerhin frei!!!! VGD-J früherhielt ich ein misslungenes bild eben für misslungen. und da stand es und mich dauerte das material. heute - siehe oben - betrachte ich das als chance für einen neuanfang. spätestens am jahresende werden die, die mir nicht gefallen, einer "überholung" unterzogen. neue leinwände (ausser A5-format) habe ich schon ewig nicht gekauft. und inzwischen habe ich den stand erreicht, dass da beinahe nur bilder stehen und hängen, die mir gefallen. ein paar sind da noch, mit denen ich hadere. will sagen: zum übermalen finde ich sie zu schade, obwohl sie längst nicht mehr meinem entwicklungsstand entsprechen. aber das ist wahrscheinlich nur eine frage der zeit ... ;)SignaturHanne Neß Es kam schon vor, dass sich ein Interessent in ein Bild "verliebt" hatte, welches dann einfach nicht mehr da war....Tatsächlich war er so besessen, dass er die "Überschichtung" abkratzen wollte! War wohl hoffentlich Spaß und ich konnte ihn gerade noch davon abhalten. So ist das - ich musste damit leben, das "Alte" eben nicht mehr zu besitzen und die Situation aushalten! Ein Einzelfall!!! Bei den meisten Überarbeitungen hatte ich Glück. Es wurde viel besser!!!SignaturGast , 1 interessant...was ihr so schreibt!
Habe neulich ein relativ gelungenes Bild völlig überkritzelt - bis es gar nix mehr war. Die Zeit war einfach vorbei - und der Wurm war schon drin! (Nun ist es zu zerschneidende Collagengrundlage!) Das muss wohl auch geübt sein, bis das so beglückend verläuft wie bei Euch, Dj und Jaska.
Kam jetzt drauf: Bei mir liegt das Problem am Anfang. Eben weil ich so gar nie vorstrukturiere und mich dann wie bei den Obamas, Asiaten oder Beatles, die ich malte, damit plage, dass sie doch dem Liveabbild ähnlich sehen, geh ich nun einfach mehr ins Freiere. Entweder ...oder: Denn wenn schon gewollte Erkennbarkeit, dann aber auch mit Millimeterabrechnung oder drüber gelegtem und müßig zu übernehmendem Netz. Das ist aber so gar nicht meins. (Aber dafür deins, Susanne..bleib dabei, sag ich schon immer!)
(Im Moment besteht die Pause darin, wieder bissi Kinderkunst zu produzieren. Ne Zeit lang konnt ich nur noch mit Fotovorgabe malen,,, Kinderbücher Malen beflügelt so schön die Phantasie!)
Danke für die Einblicke,,sehr lehrreich! LG von ARiHeike Schramm Ich brauche unheimlich viel Zeit, bis vom Zeitpunkt einer Idee das Bild tatsächlich entsteht. Da sind einige Spaziergänge oder komplett andere Arbeit notwendig, die den Kopf frei machen. Oft habe ich auch so "Eingebungen" in der Nacht. Dafür liegen dann Zettel und Stift auf dem Nachttisch, um diese aufzuschreiben oder zu skizzieren. Selbst wenn ich dann das Grobe (zentrales Thema, Bildaufbau, Format...) zusammen habe, hadere ich oft mit den Farben. Nun geht es ja meistens bei mir recht bunt zu, aber so einen Grundtenor lege ich erst mal fest. Das Vorzeichnen nimmt dann auch viel Zeit in Anspruch, da sieht es auf dem Maluntergrund ab und an recht chaotisch aus. Das Malen selbst geht dann eigentlich schnell. Ein Tag etwa. Aber die Vorbereitungen...Signatur
Grundsätzlich mißlingen tut mir wenig; die mißlungenen aber schleife ich kurzerhand ab, überstreiche sie mit Grundierung und verwende die Malunterlage neu. Im Großen und Ganzen dauert damit ein Bild schon recht lange.
Zu meinen "alten" Bildern habe ich ein gesundes Verhältnis. Immerhin zeigt es meine Entwicklung auf und dafür muß man sich nicht genieren. Auch wenn ich diese nicht unbedingt herzeige.Gast , 1 Lange Vorbereitung......versuch ich immer wieder im Gedenken an Deine Worte, Heike. Aber es wird dann doch immer recht schnell drauf losgemalt. Bin und bleib wohl eine Überpinslerin und Überkleberin. Kam in der Zwischenzeit auf die Arbeit mit Photoshop. Da fühlte ich mich recht wohl, weil meine Vorstellungen gleich durch ein paar Mausklicks sichtbar wurden und auch wieder rückgängig gemacht werden konnten. (Habe nun beim "realen" Malen manchmal den kurzen Gedanken auf RÜCKGÄNGIG zu schalten.) Aber dass ein Pinselstrich endgültig ist, macht ja gerade das Spannende am Malen aus; -genau der Grund, weswegen ich gerne male und warum ich die Vorbereitungsphase wohl weiter aus Vorfreude aufs wilde Schaffen überspringen werde. Dennoch kostbar, was Ihr so schreibt! Liebe Grüße! Auch an Susanne, deren Bilder ich schon freudig erwarte. Was gibts denn bald? (Preview?! ;D) Frohes Schaffen. ARiSusanne_Memmert Hallo ARi,
lustig, dass Du das gerade jetzt fragst. Ich hab schon ganz ganz lange nichts mehr gemacht. Keine Ahnung warum. Ich hatte irgendwie keine Motivation. Aber gestern Abend hab ich zwei neue Bilder angefangen. Kann zwar noch etwas dauern, bis es was zu sehen gibt aber Dein Interesse freut und motiviert mich! Es muss endlich mal wieder was auf die Leinwand!Gast , 7Ob Struktur oder Aktion kommt ganz darauf an, was ich bezwecke. Es gibt Bilder, die bereite ich vor mit Skizzen und vorzeichnen. Andere entstehen aus der Aktion, ich fange einfach an und schaue, wohin die Reise geht. Manchmal habe ich ein Motiv im Kopf und zu anderen Zeiten sind es Gefühle, die ich malen möchte. Ich kann Gefühle besser in Aktion und mit Farben ausdrücken. Der Punkt ist bei allem, dass man rechtzeitig aufhört.
Wenn mir etwas nicht gefällt, dann warte ich ein paar Tage bevor ich entscheide, ob ich es übermale oder nicht.Seite 1 von 1 [ 22 Beiträge ]
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